Wozu budgetieren, wenn es ohnehin anders kommt? Genau deshalb!

Der Fahrgast kommt zum Bahnhofvorstand mit einem Anliegen: «Seit einer Stunde stehe ich auf Ihrem Bahnhof. In dieser Zeit ist kein einziger Zug pünktlich angekommen und kein einziger ist pünktlich abgefahren. Können Sie mir sagen, wozu Sie überhaupt Fahrpläne brauchen?»

«Natürlich», erwidert der Beamte, «damit wir wissen, um wie viel sich die Züge verspäten.»

 

Diese Anekdote trifft den Kern der Sache: Uns interessiert die Abweichung! Denn die Abweichung zeigt uns, wo wir in Relation zum Soll stehen, und das ist das Wichtigste! Es ist die Wahrnehmung der Abweichung, die Maßnahmen auslöst.

 

Ungeliebte Begegnung

Das Budgetieren ist nicht jedermanns Sache. Es gibt viele Einwände, die mancher Unternehmer vorbringt, um seine Abneigung zu begründen:

  • Was bringt mir ein Budget, was ändert dies am Ergebnis?
  • Bei uns geht es einfach nicht
  • Wie soll ich wissen, wie es wird? Ich bin ja kein Prophet.
  • Wie soll ich budgetieren, wenn sich alles laufend ändert?
  • Wird das Budget mir zusätzliche Aufträge bringen?
  • Werden durch das Budget meine Kunden schneller zahlen?

So kommt es häufig vor, dass nach Vorliegen des Jahresabschlusses bzw. Eintreten eines Liquiditätsengpasses «Begründungen» wie

  • «es lief halt nicht so gut»,
  • «es ist eine schwierige Zeit»,
  • «die Währung (die Konkurrenz, das Wetter usw.) macht uns zu schaffen»
  • usw.
gegeben werden. Diese Begründungen mögen zwar im Kern ihrer Aussage stimmen, doch wäre es nützlich, die Verbindung zwischen dem fehlenden Fahrplan und den verspäteten Zügen, dem fehlenden Budget und dem Liquiditätsengpass zu erkennen.


Eine interessante Information erhielt der Autor in diesem Zusammenhang vom Inhaber/Geschäftsführer einer Firma auf die Frage «Warum machen Sie jetzt plötzlich ein Budget, nachdem Sie mir vor einer Woche sagten, dass Sie keines benötigen?», kam die Antwort:

«Na ja, jetzt muss ich es tun; die Bank verlangt es.» Er hat das Gefühl, kein Budget zu brauchen (wozu auch?). Er macht es, weil er muss. Es fällt nicht schwer, sich vorzustellen, mit welcher Freude er das Budget erstellt. Und welchen Wert hat ein solches Budget, das einzig erstellt wurde, um einen anderen (den Banker) zu beeindrucken?

 

Der Nutzen des Budgets

Es bleibt die unangenehme Frage: Warum ist es so schwer, einen Skeptiker vom Nutzen des Budgets zu überzeugen? Weil das Budget kein Ziel ist, sondern ein Mittel zum Ziel. Das Budget allein bringt nichts. Insofern sind alle vorgebrachten Einwände der Unternehmer richtig:

  • Das Budget bringt Ihnen keine Aufträge.
  • Das Budget bringt Ihnen keine neuen Kunden.
  • Das Budget bewegt keinen Ihrer Debitoren dazu, schneller zu zahlen.
  • Das Budget allein wird auch ihre Bank nicht dazu bewegen, Ihnen einen Kredit zu sprechen, auch wenn sie ein solches von ihnen verlangt.
Wenn das Budget ein Mittel zum Ziel ist, stellt sich natürlich die Frage nach dem eigentlichen Ziel.
Das Budget ist ein Orientierungspunkt. Sein Nutzen besteht darin, dass er uns anzeigt, wo wir uns in Relation zu den im Budget angepeilten Werten befinden.
Was bringt eine solche Orientierungshilfe? Die Antwort ist einfach: Ohne zu wissen, ob man auf Kurs ist, kann man keine Korrekturen einleiten. Wenn man das abschließende Ergebnis abwartet, um festzustellen, ob das Geschäft «gesund» ist oder eben nicht, kann es unter Umständen zu spät sein.
Es sei hier erneut auf die anfänglich zitierte Anekdote des Zug-Fahrplans hingewiesen. Es sind die Abweichungen, die Maßnahmen auslösen. Doch es ist nicht nur die Angst vor einem allfälligen Misserfolg, die zur Erstellung eines Budgets motivieren soll. Es soll vielmehr der Ansporn sein, etwas zu unternehmen, um Lebensziele zu realisieren.

Wie budgetieren?

Budgetieren hat nichts mit Wahrsagerei zu tun. Wenn man wüsste, wie es kommt, müsste man nicht budgetieren. Budgetieren bedeutet Annahmen treffen. Wir gehen von einer uns bekannten Realität (Markt, Infrastruktur, Mitarbeiter, Finanzen etc.) aus und fassen eine gewünschte, realistische Entwicklung ins Auge, um sie letztendlich zum angestrebten Ziel (Budgetziel) zu erklären.

 

Es wird dringend von der (verbreiteten) Praxis abgeraten, Budgets für den besten, schlimmsten und wahrscheinlichsten Fall zu erstellen. Nichts spricht gegen einen Variantenvergleich, um sich ein Bild über mögliche Konsequenzen im Hinblick auf Steuern, Investitionen etc. zu machen. Aber es muss letztlich ein einziges Budget für alle betroffenen Teammitglieder als Benchmark festgelegt werden, an welchem man sich am Ende der Budgetperiode messen wird. Ein Ergebnis trifft nicht ein; es wird durch Taten erzielt!


Es sei hier auch von einer zweiten, ebenso populären Methode des «Budget-Ersatzes» abgeraten, nämlich dem Vergleich zum Ergebnis des letzten Jahres oder der vergangenen Jahre. Ein Ergebnis ist kein Zufallsprodukt. Es war in der Vergangenheit das Resultat unserer damaligen Bemühungen in einer bestimmten Konjunktur und es wird auch weiterhin so sein. Das vergangene Jahr kann ein schlechtes gewesen sein, und sich daran zu orientieren, ist genauso irreführend, wie wenn wir uns auf ein ausgesprochenes Glanzergebnis beziehen. Sie sollen sich durchaus an den Abschlüssen der vergangenen Epochen orientieren, aber das Ziel für die bevorstehende Periode muss bewusst gesetzt werden und der gegenwärtigen Marktlage und den veränderten Möglichkeiten entsprechen.

 

Zusammenfassung

Budgetieren hat nichts mit Wahrsagerei zu tun. Das Budget stellt Ihr angestrebtes Ziel dar, welches Sie in den nächsten 12 Monaten erreichen möchten. Mit einer sehr hohen Wahrscheinlichkeit werden Sie in 12 Monaten keine Punktlandung erreichen. Das sollen Sie auch nicht. Uns interessieren die Abweichungen, denn diese zeigen Ihnen rechtzeitig auf, ob Sie auf Kurs sind oder eben nicht. Diese Abweichungen lösen ggf. neue Maßnahmen aus, so dass Sie rechtzeitig reagieren können und nicht erst, wenn es zu spät ist. 

 

Wenn Sie nun Angst haben, dass das alles zu kompliziert für Sie wird, dann sage ich Ihnen: 

Setzen Sie auf das richtige Führungsinstrument, für welches keine Vorbildung erforderlich ist - gesunder Menschenverstand genügt:

 

basic»leadership für KMU systematisiert den Vorgang der aktiven Unternehmenssteuerung und ich unterstütze Sie bei der Umsetzung. Haben Sie gewusst, dass die Einführung eines Führungsinstruments in Ihrem Unternehmen mit bis zu 1.500 EUR staatlich bezuschusst werden kann? Noch ein weiterer Grund, rechtzeitig die Weichen für Ihr Unternehmen auf Erfolg zu stellen.

Ich berate Sie hierzu gerne.


Autor:

Michael Hanusch

Unternehmensberatung Hanusch

Am Steingräbel 21

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